
Als Vertreter der Zivilgesellschaft ging es mir bei dieser Veranstaltung darum, mehr über die Entwicklung des Lieferkettengesetzes bei den KMUs in Sachsen unter den neuen Rahmenbedingungen, wie dem Krieg in der Ukraine, zu erfahren. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der Fachpromotor vor der Krise unter COVID 19 einige Vertreter der IHK (Dresden, Chemnitz) kontaktiert hat, um den Status des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte herauszufinden und darüber zu berichten. Das heißt, im Jahr 2019 gab es bei den IHKs und ihren Mitgliedern keine spürbare Bewegung in Bezug auf die Entwicklung des Lieferkettengesetzes in Sachsen. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass dieses Thema bei den KMUs keine Priorität hatte.
Der Mitwirkung von Herrn Hans-Joachim Wunderlich (Hauptgeschäftsführer Industrie- und Handelskammer Chemnitz) hat meine Aufmerksamkeit erregt. Er bezeichnete die Entwicklung des Lieferkettengesetzes auf europäischem Ebenen (EU), insbesondere in Zeiten des Krieges in der Ukraine und seiner Folgen, als kontraproduktiv für die Wirtschaft.
Es machte auch darauf aufmerksam, dass zur Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit Deutschlands und angesichts des Ukraine-Kriegs die Gas- und Ölförderung in der Nordsee dachdenken muss.
Auffallend war, dass in den Veranstaltungen der Folgetage zwar sehr punktuell auf das Thema Lieferkettengesetzt als Teil der Nachhaltigkeit einging, sich aber die Referent*innen auf das „Verkaufen“ der jeweiligen Standtorten in den jeweiligen Ländern konzentrierten (wie z Vietnam, Chile, Kasachstan, Rumänien, Südafrika, Mexiko, Kanada, USA.)
Logischerweise erregten meine Aufmerksamkeit die Vorstellung von Bergbauprojekten zur Versorgung mit metallischen Rohstoffen in Kriegszeiten. Das vor allem in einer Zeit von wachsenden Nachfrage nach Energierohstoffen (Li, Co, Mg, Ni) zur Überwindung der Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle aus Russland. Bevorzugte Länder waren Chile (Li, Cu, grüner Wasserstoff), Kasachstan, Südafrika. (Metallische Rohstoffe).
Kurz gesagt, ich hatte den Eindruck, dass sich alle fragen, wie man Liefer- oder Verkaufsalternativen findet: mehr Europa oder ein anderes Land? Niemand fragte sich, ob Produzenten von Halberzeugnissen und Teilen oder Ersatzteile über ausreichende Rohstofflieferung für die jeweilige Industrie verfügen. Auf diese Idee kam niemand.
Ich hatte den Eindruck bekommen, dass die KMU’s in Zeiten neuer Konjunktur (Krieg) immer noch so denken, dass der Krieg wenige oder keine Spuren hinterlassen hätte. Mit anderen Worten, die mehrere Vorträge haben bei mir den Eindruck gelassen, dass die KMU´s in Sachsen ihre Aktivitäten, wie in der Vergangenheit (vor dem Krieg), fortsetzen wollen.
Dabei glaube ich, dass eine neue Zeit beginnt, in der Rohstofflieferanten mehr Vorteile haben, ihre natürlichen Ressourcen zu besseren Bedingungen anbieten zu können. So können sie auch die sozialen und ökologischen Kosten abdecken, was die Industrieländer bei Rohstoffimport normalerweise auf die Länder des globalen Südens verlagert haben. Der Krieg hat gezeigt, dass viele rohstoffreiche Länder in den kommenden Jahren mehr Verhandlungsmacht beim Export ihrer natürlichen Ressourcen bekommen haben.